Präsentieren Sie noch oder unterhalten Sie schon?
1. Stimme
Die Stimme ist das intimste und direkteste Kommunikationsmittel. Sie schafft Bilder. Klingt Ihre Stimme ansprechend? Oder ist sie zu leise, zu monoton, zu hoch oder auch zu tief? Vermittelt Ihre Stimme Kompetenz und Klarheit oder verrät Sie, dass Sie unsicher sind? Die sogenannten vokalen Merkmale – also Stimmklang, Lautstärke und Melodie – wirken stärker als die Inhalte. Ein Beispiel: Jemand sagt mit Trauerstimme: „Es geht mir gut“ – Glauben Sie der Person? Vermutlich nicht. Oft sind wir in den Vorbereitungen so auf den Inhalt, das “Was”, fokussiert, dass wir das “Wie” vergessen. Achten Sie auf Ihre Stimme. Summen Sie leise vor dem Vortrag vor sich hin, um sie aufzuwärmen und ein Gefühl für die Stimme zu bekommen. Sprechen Sie zielgerichtet und spüren Sie das innere Verlangen, gehört zu werden.
2. Körpersprache
Was ist noch wichtig für eine ansprechende Präsentation? Achten sie darauf, wie Sie Ihren Körper halten. Stehen Sie aufrecht oder sinken Sie in der Wirbelsäule zusammen? In der Umgangssprache sprechen wir davon „ein Rückgrat“ zu haben. Stehen Sie zu dem, was Sie sagen, indem Sie Blickkontakt halten und Ihre Zuhörer direkt ansprechen. Setzen Sie Ihre Gestik gezielt ein. Oft verfallen wir in zwei Extreme beim Präsentieren: Entweder stehen wir stocksteif da und setzen gar keine Gestik ein – was einschläfernd wirkt – oder wir fuchteln sinnlos mit unseren Armen herum – dies wiederum lenkt den Zuhörer ab. Finden Sie einen Mittelweg, der Ihnen erlaubt, das Gesagte angemessen zu unterstützen.
3. Sprachgebrauch
Ab und zu werden wir Zeugen von Wundern: Wir hören einen Vortrag in unserer Muttersprache und verstehen dennoch kein Wort. Die Fremdwörter schmiegen sich aneinander wie Verliebte in den letzten Minuten der sinkenden ‚Titanic’. Oftmals denken wir, wir müssen kompliziert formulieren, damit der Vortrag professionell klingt. Das stimmt so nicht! Die eiserne Regel lautet: Keep it short, sweet and simple (die sogenannte “Kiss-Formel”). Einfache, klar strukturierte Sätze sind leicht zu verstehen. Umständlich formulierte, mit diffizilen Termini beschriebene Challenges, die – obwohl wichtig – kaum jemand versteht, lassen den Zuhörer innerlich abschweifen.
4. Präsenz
Als Redner möchten Sie etwas erreichen. Sie möchten jemanden von Ihren Zielen überzeugen (nicht überreden!) und Ihren Zuhörern Ihre Inhalte auf die bestmögliche Art und Weise nahebringen. Dabei spielt der Sympathie-Faktor eine große Rolle. Wie schaffen Sie eine ansprechende Präsenz? Eine simple Möglichkeit ist diese: Zeigen Sie Interesse am Gegenüber! Um sympathisch zu wirken, müssen Sie selbst erst einmal Sympathie für Ihr Publikum empfinden. Achten Sie auf Ihre innere Haltung: Stehen Sie Ihren Zuhörern innerlich negativ gegenüber, wird es das merken. Sagen Sie sich innerlich: „Ich freue mich auf meinen Vortrag“ oder auch „Ihr seid das beste Publikum, das ich jemals hatte“. Dies wird Ihre Ausstrahlung zum Positiven verändern.
5. Mit Lampenfieber umgehen
Es ist soweit: Ihr Vortrag beginnt in wenigen Minuten. Das Herz schlägt schneller, die Hände werden feucht. Am liebsten wären Sie jetzt woanders. Was tun? Machen Sie ich zunächst einmal klar, dass Sie nicht sterben werden. Auch wenn es sich unbewusst so anfühlt. Überlegen Sie, was realistisch gesehen das Schlimmste ist, das Ihnen passieren kann. Und ob die Konsequenzen dessen wirklich so schlimm wären. Wir haben oft Angst vor Dingen, die noch gar nicht eingetroffen sind. Treffen sie dann ein – wir stolpern auf der Bühne oder vergessen ein wichtiges Argument – fällt uns meistens sofort etwas ein, um mit der Situation umzugehen. Egal was passiert: Bleiben Sie ruhig und atmen Sie tief ein und aus. Und nehmen Sie die Dinge mit Humor! Ihr Publikum wird es Ihnen danken.
Viel Spaß bei Ihrer Präsentation!
Diesen Beitrag hat Britta Wenske geschrieben:
Sie ist Inhaberin des Hamburger Instituts für Kommunikation “speak up!” und seit dem Jahr 2000 als Trainerin in Kanada und Deutschland selbständig. Britta Wenske ist diplomierte Sprechwissenschaftlerin sowie Sprecherzieherin für Schauspieler. Ihre Schwerpunkte umfassen die Bereiche Stimme, Körpersprache, Rhetorik sowie Auftritt und Wirkung. Bei Bedarf finden ihre Seminare und Coachings auch auf Englisch statt.
Ihr Motto: “Good communication is as stimulating as black coffee, and just as hard to sleep after!” (Anne M. Lindbergh)
1) Fotos „Geschäftsmann mit orange-farbenem Hemd“ (5 Fotos) – © Fotolia . Light Impression
2) Foto “Portrait Britta Wenske” – © Britta Wenske